Ergänzung zum Zirk Nr. 83 vom Juli 2019

Die Lourdesgrotte wird 100-jährig

von Walter Imhof

Josef Betschart 1869 und seine Frau Johanna 1869 (ds Wiezäners), die den Boden auf ihrem Heimwesen für die Lourdesgrotte stifteten, hatten zwei Söhne: Alois 1901 und Josef 1903. Diese übernahmen nach dem Tod ihrer Eltern (der Vater starb 1935, die Mutter 1936) das Heimwesen. Bereits 1938 gaben sie den Hof auf und wanderten nach Brasilien aus. Adolf Gwerder 1910 (ds Bäschels) kaufte 1938 die Wiezenen und übernahm gleichzeitig auch das Amt des „Grottenvogts“, das er 50 Jahre ausübte.

1955 kam der Kreuzweg zur Grotte

Ein Kreuzweg ist eine Nachbildung des Prozessionswegs, der „Schmerzensreichen Strasse“ oder dem Leidensweg Jesus Christus in Jerusalem. Er besteht aus einzelnen Stationen, denen die Betenden folgen. Die Kreuzwegstationen folgen einem Zyklus, der in Form von Bildstöcken mit Bildern oder Skulpturen ausgestattet ist. Die Kreuzwege befinden sich meistens an einem Hang und entsprechen, wenn möglich, der Lage und der Entfernung der Stationen in Jerusalem.

Im 19. und 20. Jahrhundert wurden in vielen Gemeinden Kreuzwege angelegt. Im Muotatal haben wir gleich zwei Kreuzwege mit je 14 Stationen. Der Kreuzweg, der vom Schönenboden zum Schwarzenbach hinaufführt, wurde von Kaplan J. Moser angeregt und im Jahre 1916 eingeweiht. Der Kreuzweg, der von der Wiezenen zur Lourdesgrotte führt, wurde 1955 eingerichtet.

Gemeinschaftssinn vor Eigensinn

Bedenkt man die damalige bescheidene finanzielle und materielle Situation vieler Einheimischer, muss man respektvoll an die trotzdem geschaffenen religiösen Gemeinschaftswerke denken (Kapellen, Kirchen, Bildstücke, Kreuzwege, Gipfelkreuze, usw.). Vor allem führt es uns vor Augen, wie in der Gegenwart Einzelansprüche über das Gemeinwohl gestellt werden.

Damals muss die Bedeutung des religiösen Lebens, der Gemeinschaft und des Zusammenhangs einen höheren Stellenwert gehabt haben. Wie sonst wären die sechs weiteren Marienheiligtümer und andere kirchliche Bauten in der Gemeinde Muotathal zu realisieren gewesen? Allein die allgegenwärtige Verehrung der Mutter Gottes war da wohl nicht ausschlaggebend.

Der Autor Walter Imhof hat sich im Buch „Muotathal – Heimatkunde in Wort und Bild“ 2018 (S. 196-279) eingehend mit dem Kreuz im ländlichen Alltag befasst. Ein Thema dabei ist auch der Kreuzweg.

  • 001.jpg|ohne Kommentar
  • 002.jpg|Die Küchenmannschaft, die für die Verpflegung der Fronarbeiter war, stellte sich mit dem Initiant der Grotte dem Fotografen: 1. Schelbert-Betschart Anna 1899 (ds Eggäli Anni / ob der Schmiede) 2. Heinzer-Gwerder Anna 1900 (ds Posts / Heinzer Karis Frau mit Tausli) 3. Truttmann Gustav 1879 (Klosterkaplan von 1917-1923) 4. Mazenauer Anna 1901 (in gebückter Haltung) 5. Gwerder-Gwerder Berta 190 (ds Posts / Gasthaus) 6. Suter-Gwerder Marie 1900 (ds Bäschels / in Amerika), Kinder unbekannt. Bild: Sammlung Imhof
  • 003.jpg|„Znüni“-Trägerinnen waren vorwiegend Mitglieder der Jungfrauenkongregation. Bild: zVg: Patrik Suter
  • 004.jpg|Die Grotte mit der gestifteten Marienstatue um 1920. Bild: Sammlung Imhof
  • 005.jpg|Die beiden Stifterinnen der Marienstatue Barbara und Louise Strässle aus Wil SG posieren beim Eingang zur Lourdesgrotte. Bild. Sammlung Imhof
  • 006.jpg|Gebetsandacht in der Lourdesgrotte (Aufnahme 1920).Bild: zVg: Patrik Suter
  • 007.jpg|Als Dank für die Erhörung von Gebeten lässt man oftmals Tafeln, sogenannte Votivtafeln, anfertigen, die bei der Gebetstätte ihren Platz finden. Die vielen Votivtafeln geben einen Eindruck auf die Gebete und Bitten, die erhört wurden. Foto: Walter Imhof
  • 008.jpg|Der Kreuzweg wurde von initiativen, frommen Einheimischen angeregt, grösstenteils in Fronarbeit gebaut und von der Geistlichkeit eingeweiht. Foto: Walter Imhof
  • 009.jpg|Alte Klosterkirche: Schmerzhafte Mutter
  • 010.jpg|Filialkirche Ried: Maria vom guten Rat
  • 011.jpg|Herrgottstutz Gruebi: Schmerzhafte Mutter
  • 012.jpg|Kapelle hintere Brücke: Zu Ehren der lieben Frau zu Einsiedeln
  • 013.jpg|Beinhauskapelle/Kerchel: Schmerzhafte Mutter
  • 014.jpg|Kapelle Schwarzenbach: Maria Immerhilf