Die Umfrage des Verein Zukunft Muotathal

Dem Verein Zukunft Muotathal ist es wichtig, der Bevölkerung den Puls zu fühlen. Dazu hat er im Verlauf des Sommers 2021 eine breit angelegte Umfrage erstellt. Damit wurde erhoben, was die Bevölkerung schätzt und wo allenfalls Luft nach oben bestünde. Mittlerweile liegt die Auswertung vor. Handlungsfelder sind in den Bereichen Umwelt und bisweilen bei den kommunalen Behörden auszumachen. Sehr zufrieden sind die Teilnehmenden mit dem Kulturangebot und den Muotathaler Vereinen.

von Philipp Betschart

Oft bedarf es hartnäckigen Nachfragens, um zum Kern einer Sache vorzustossen. Der Verein Zukunft Muotathal (VZM) scheute diese Mühen nicht. Er stellte aktuelle Fragen rund um Muotathal. Mit der breit angelegten Umfrage über mehrere Themengebiete durchleuchtete der Verein damit primär die Lebensqualität in der Gemeinde Muotathal. Im Fokus standen die Sorgen der Bevölkerung und Fragen zur Qualität der Lebensumstände. Bis Ende September liess sich die Umfrage online von allen Interessierten ausfüllen. Knapp 500 Teilnehmer setzten sich mit den Fragen auseinander und beantworteten diese. «Wir sind sehr zufrieden mit der hohen Teilnehmerzahl und bedanken uns bei allen, welche die Umfrage ausgefüllt haben», freut sich Simon A. Betschart, Präsident des VZM. Die stattliche Anzahl Antworten lässt entsprechend detaillierte Schlüsse zu und offenbart interessante Einsichten.

Von den Teilnehmenden der Umfrage gaben rund 80 Prozent an, selbst in Muotathal wohnhaft zu sein. Es darf somit davon ausgegangen werden, dass die Bewertungen aus erster Hand kamen. Der Fünftel an auswärtigen Teilnehmenden hat mehrheitlich einen direkten Bezug zum Tal oder wohnt im Kanton Schwyz, was die Aussagen nicht minder interessant macht. Oft ist eine Aussensicht neutraler und sieht Dinge unbefangener. Gut ein Zehntel der Antwortenden ist bereits im Ruhestand, während die grosse Mehrheit von über 80 Prozent erwerbstätig ist. Die zutage getretenen Themen und benannten Herausforderungen dürften somit über Jahrzehnte wichtig bleiben. Umso lohnender ist es, die wichtigsten Erkenntnisse im Auge zu behalten. Gegebenenfalls lassen sich direkt Massnahmen ergreifen, um Missstände zu beheben oder zu verbessern.

Abfall vor Ortseingang

Die Versorgung scheint gewährleistet

Wichtig für eine gute Lebensqualität ist eine funktionierende Versorgung. Die Umfrage fasste darin Themen wie Gesundheit, kommunale Infrastruktur, Sicherheit und Mobilität zusammen. Während zwei Drittel der Befragten der Meinung sind, dass es genügend Dienstleistungen für die körperliche und geistige Gesundheit gibt, wünschen sich je rund 12 Prozent mehr Hausärzte oder Optiker. Angesichts der grossen Zufriedenheit bei den restlichen Teilnehmern erscheint dieses Anliegen eher gering. Positiv zu werten ist, dass die Versorgung – gerade was die Gesundheit anbelangt – mehrheitlich als gut eingestuft wird.

Ein weiterer Frageblock zielte auf die vorhandenen öffentlichen Einrichtungen ab. Von den schulischen Bauten nutzen die Befragten am liebsten die Innenräume – beispielsweise die Vereinsräume – sowie Aussenbereiche der Sportanlagen. An dritter Stelle landete das Angebot der Bibliothek. Deutlich als ungenügend wird die öffentliche Kinderbetreuung innerhalb der Gemeinde bezeichnet. Eine gute bis sehr gute Wertung erhalten die Entsorgungsmöglichkeiten vom Abwasser bis zum Ökohof. Desgleichen schätzen die Teilnehmer der Umfrage die Muotathaler Elektrizitätsversorgung äusserst positiv ein.

In Sachen Sicherheit machen sich die Befragten keine Sorgen. Fast 90 Prozent erleben keine Situationen, in denen sie sich gefährdet fühlen. Vereinzelt gibt es Stimmen, welche nachts – etwa auf dem Nachhauseweg – ein gewisses Unbehagen empfinden; dies dürfte jedoch nicht der Region anzukreiden sein, sondern eher dem Umstand der Dunkelheit als solcher. Wesentlich realer ist die Angst vor Naturkatastrophen wie Erdrutschen, Steinschlägen oder Lawinen. Weniger positiv zeigen sich ebenso die Resultate in Bezug auf wirtschaftliche Faktoren. Der momentane Strukturwandel, die Arbeits- sowie Lehrstellenentwicklung oder das «Lädälisterben» werden mit sorgenvollen Blicken beobachtet.

Immer wichtiger in der heutigen Zeit werden Fortbewegung und Flexibilität. Hier schneidet der Standort Muotathal gut ab. Bei der Mobilität finden über 40 Prozent, dass es keine Verbesserungen braucht. Eine auffällig grosse Anzahl Befragter findet hingegen, dass die Infrastruktur im Bereich Velo zu kurz kommt. Rund ein Drittel spricht sich für Verbesserungen in Form von mehr Veloabstellplätzen, Velowegen und -markierungen aus. Ebenfalls kommt das Bedürfnis nach zusätzlichen oder ausschliesslichen Angeboten für Biker zum Vorschein.

Umweltsorgen auch im Tal vorhanden

Der Klimawandel beschäftigt auch die Befragten der VZM-Umfrage. Während ein Drittel sich stark oder sogar sehr stark besorgt zeigt, macht sich lediglich ein Zehntel gar keine Sorgen. Spannend ist dabei, dass der globale Klimawandel offenbar kritischer gesehen wird als dessen Auswirkungen im Muotatal. Das Thema, was weltweit bewegt, hat grundsätzlich auch im Tal einen erheblichen Einfluss, und viele Leute scheinen sich damit auseinanderzusetzen.

Generell hat die Natur bei den Befragten einen hohen Stellenwert und wäre gemäss Mehrheit sogar noch stärker zu bewahren. Beispielsweise beurteilt über die Hälfte die Grösse der Muotathaler Jagdbanngebiete als angemessen. Über drei Viertel begrüssen Waldreservate oder wünschen sich gar deren Ausdehnung. Dies zeigt, dass der Naherholungsraum im Muotatal geschätzt wird und sich viele noch weitere Zonen mit erhöhtem Naturschutz wünschen.

Auffällig grosse Besorgnis zeigt sich beim Abfall, welcher achtlos in der Natur landet. Dieser – im Englischen als Littering bezeichnete – Umstand resultiert mit grossem Abstand vor einer nicht artgerechten Tierhaltung. Erstaunlicherweise ist die Abfallentsorgung auf Deponien oder dafür vorgesehenen Stellen neben der Verbleiung durch Schiessanlagen und Flussverbauungen am wenigsten störend für die Umfrageteilnehmer. Dies spricht dafür, dass sich eine überwiegende Mehrheit der Befragten eine geregelte Abfallentsorgung wünscht. Fahrlässiges und gedankenloses Wegwerfen von Müll auf Wiesen, in Wäldern oder Gewässern stösst auf sehr grosses Unverständnis.

Vereinsleben in Muotathal

Schwache Begeisterung für Gemeindebehörden

Für den Verein Zukunft Muotathal war es spannend, zu erfahren, wie die Teilnehmer der Umfrage die öffentliche Verwaltung und die politischen Organe einstufen. Mit den Behörden von Kanton und Bezirk sind rund 50 Prozent zufrieden, während ein knapper Fünftel unzufrieden ist. Die Einschätzung scheint umso aussagekräftiger durch die Tatsache, als dass 85 Prozent der Befragten meistens oder immer an Wahlen sowie Abstimmungen teilnehmen und sich offensichtlich mit diesen Themen auseinandersetzen.

Augenfällig schwächer fällt die Wahrnehmung der Gemeinde Muotathal aus. Nur ein Drittel fühlt sich von ihr angemessen vertreten beziehungsweise empfindet, dass die eigenen Anliegen wahrgenommen werden. Ein Drittel vergibt ein knapp genügendes Votum, während ein Drittel die Vertretung durch die Gemeindeverwaltung als ungenügend beschreibt. Angesichts des markant tieferen Zuspruchs gegenüber den übergeordneten politischen Ebenen lassen diese Ergebnisse aufhorchen. Konkrete Hinweise, wo denn der Schuh drückt, sind anhand der ausgewerteten Daten nicht auszumachen. Die ergänzenden Kommentare der Umfrage verwiesen auf Indizien wie die fehlende Innovation und ein träges Vorgehen der verantwortlichen Amtsträger.

Gesellige, gläubige und traditionelle Muotathaler

Ein Erfolgskapitel sind gemäss Befragung die Kultur und die Vereine in Muotathal. Das aktuelle Vereinsleben wird von über der Hälfte als sehr gut und einem weiteren Drittel als gut beschrieben. Drei Viertel der Befragten sind demzufolge Mitglied in mindestens einem Muotathaler Verein. Die kulturelle Vielfalt wird ebenso geschätzt. Dabei schwingen Chilbi, Theater und Warenmärkte obenaus, vor der Fasnacht, verschiedenen Sportanlässen und dem Kino. Am wenigsten Zuspruch erhalten die Technopartys, welche allerdings eher selten stattfinden im Tal. Dies zeigt zweifelsfrei, dass die Nachfrage sich mit dem vielfältigen kulturellen Angebot optimal deckt. Dabei scheinen traditionelle Veranstaltungen ohne Weiteres neben modernen Anlässen Platz zu finden.

Die religiöse Seite durfte in der Erhebung nicht fehlen und zeigt, dass der Glaube eine relevante Rolle einnimmt. Die Befragten bezeichneten sich mehrheitlich als gläubig, allerdings praktizieren nur gerade knappe 20 Prozent ihren Glauben aktiv. Mit der Seelsorge in Muotathal an sich sind über 50 Prozent gut oder sehr gut zufrieden – rund 15 Prozent sind eher unzufrieden.

Komplette Auswertung an Gemeinde

Es ist klar, dass selbst eine derart umfangreiche Teilnehmerschaft immer noch kein umfassendes oder repräsentatives Bild darstellt. Allerdings können Aussagen, welche signifikant von andern abweichen oder geradezu herausstechen, auf klares Optimierungspotenzial hinweisen. Umso mehr lohnt es sich, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und Schritte für die Verbesserung erkannter Missstände zu ergreifen. Zusammengefasst – aber bei Weitem nicht abschliessend – wären Massnahmen zum Veloangebot, eine Kampagne gegen das Littering (evtl. an den Schulen) oder eine weitere gezielte Förderung von Kulturangeboten mit Geselligkeit sinnvoll und seitens der Befragten wünschenswert.

Der VZM wird die Umfrage bis Ende Jahr noch detailliert auswerten. Anhand der zusätzlichen Erkenntnisse möchte der Vorstand Empfehlungen skizzieren, wodurch das Leben im Muotatal noch lebenswerter würde. «Wir werden die ermittelten Ergebnisse dem Gemeinderat von Muotathal vorstellen und mögliche Massnahmen besprechen. Weitere Interessierte können sich gerne beim Vorstand des VZM melden, wenn sie ebenfalls einen vertieften Einblick in die Resultate erhalten möchten», erläutert Simon A. Betschart das weitere Vorgehen. Der VZM erhofft sich dadurch, Massnahmen zur Verbesserung in Angriff nehmen zu können. Allenfalls führt der Verein in Zukunft erneut ähnliche Umfragen durch, um kontinuierlich Aussagen zur Entwicklung der Muotathaler Lebensqualität zu gewinnen. Ein Dank gilt auf jeden Fall allen, welche aktiv und mit zahlreichen Kommentaren an der Befragung teilnahmen und die gehaltvollen Ergebnisse ermöglichten.